Weferting-Madl / Aicha v.W.

Ort

Weferting-Madl
Gemeinde Aicha v.W.
Kataster-Nr. PA_AvW_03
Literaturhinweise Der Erdstall, Heft 17 / S. 46
Erforschung Stolper(2 Gänge)
Koordinaten 48.67906, 13.32721
Kategorie Erdstall wahrscheinlich
Haversath, Heft 14 außerhalb des Untersuchungsgebiets
Fotos  
Grundriss:   
Lage des ERdstalls (Basis BayernAtlas, Historische Karte)
Lage des ERdstalls (Basis BayernAtlas, Historische Karte)
Lage des ERdstalls (Basis BayernAtlas, Historische Karte), eigene Ergänzung
Lage des ERdstalls (Basis BayernAtlas, Historische Karte), eigene Ergänzung

Der Erdstall Weferting-Madl, Gde. Aicha vorm Wald

 

Der Erdstall Weferting-Madl  ist im Kurzinventar von Manfred Stolper in „Der Erdstall“ beschrieben[1]. Im Archiv Stolper ist ein Erfassungsbogen vorhanden. Die Aussagen decken sich im wesentlichen mit den Angaben im Kurzinventar. Zusätzlich liegt im Archiv Stolper ein Bild vom Anschnitt des Erdstalls Madl aus dem Jahr 1973. Interessant ist, dass wir in Weferting Hinweise auf zwei weitere Erdställe haben, nämlich PA_AvW_04_Weferting-Sattler und PA_AvW_05_Weferting-Meisinger. Ob es sich um einen einzigen Erdstall handelt, oder drei verschiedene Objekte, konnte bisher nicht geklärt werden.

Bei der Besichtigung 2018 und 2020 konnten sich die aufgeschlossenen Eigentümer vage an die Gänge erinnern, die beim Wohnhausneubau 1973 zum Vorschein kamen. Weitere Hinweise waren nicht zu erhalten.

 

Geschichte

Weferting liegt außerhalb des Bearbeitungsgebiets Heft 14, Dr. Haversath

Dr.Herbert Wurster hat im Rahmen weiterer Forschungen seine Arbeit zu Aicha vorm Wald und  Weferting aus dem Jahr 2004[2] im Hinblick auf die hochmittelalterliche Quellenlage aktualisiert.[3] Dabei wird eine Erstnennung als „Weverding“ im 12. Jahrhundert, als „Weverdinge“ im 13. Jahrhundert bestätigt.

Damit ist die Ansiedlung Weferting eindeutig als hochmittelalterlich zu betrachten.

 

Der Erdstall

Der Erdstall ist nicht zugänglich. Jedoch dürften Fragmente vorhanden sein. Der Hinweis auf die beschriebene Gangquerschnitte (Dn 80 cm) und die (End-) Kammer (Dn 250 cm) deuten auf einen Erdstall hin.

 Der Erdstall PA_AvW_03_Weferting-Madl ist im Bayern-Atlas mit Denkmaldaten, Stand 11_22 nicht erfasst.

 

Nikolaus Arndt

Im Dezember 2022



[1] Der Erdstall 17/56, Manfred Stolper 1995

[2] Festvortrag, Dr. Wurster, Die Pfarrei Aicha vorm Wald und ihre Filialkirche Weferting, 2004

[3] Dr. Wurster, HWW/04.PfG/11_vW/Aicha-vW_Weferting_G_2022

 

Der Erdstall Heft 17/Seite 56 M. Stolper, 1995
Der Erdstall Heft 17/Seite 56 M. Stolper, 1995

Zur Historie von Mötzling

HWW/04.PfG/11/Aicha_vW/Aicha-vW_Weferting_G_2022

 

 

 

Weferting

Gde. und Pf. Aicha vorm Wald

 Landkreis Passau, Niederbayern

 

Dr. Herbert W. Wurster

 

 

Schon in der frühen bajuwarischen Zeit darf man in Ostbayern mit der Besiedlung des Raumes nördlich der Donau rechnen. Im Raum Aicha vorm Wald sprechen dafür die Nähe zur Donau und zum Zentrum Passau, die relativ geringe Höhenlage und die günstige topographische wie klimatische Situation; Beleg für diese frühen Siedlungen sind die zahlreichen Ortsnamen des Raumes, die zur ältesten bayerischen Ortsnamenschicht gehören, nämlich zu den Ortsnamen mit der Endung -ing bzw. mit dem Grundwort -ham.

 

In den ersten Jahrhunderten seiner Geschichte war das Gebiet v. a. bayerisches Herzogs- bzw. deutsches Königsgut. Viel davon gab Herzog Heinrich V. von Bayern (1004-1009) an das von ihm gegründete Chorherren- und spätere Prämonstratenserstift Osterhofen, das u. a. das Klosteramt Ruberting erhielt, dessen Zugehörungen sich von Albersdorf an der Donau bei Vilshofen über das Gemeindegebiet Aicha vorm Wald bis Rabenstein bei Thurmannsbang erstreckten. Neben dem Herzogs- bzw. Königsgut gab es Besitz in der Hand des Adels und von Freien; die Orte Aicha und Weferting zählten wohl dazu.

 

Weferting dürfte schon Ende des ersten Jahrtausends bestanden haben. Die Erstnennung als Weverding stammt aus dem 12. Jahrhundert[1], im 13. Jahrhundert heißt der Ort Weverdinge[2], im 14. Jahrhundert Wefriding[3]. Am plausibelsten erscheint eine Ableitung des Ortsnamens von dem in ältesten Passauer Quellen bezeugten Personennamen Uuelafrid[4]. Nach dieser Hypothese entstand aus Uuelafrid durch Hinzufügung der Endung -ing der Ortsname Uuelafriding, der dann später die zweite Silbe -la- ausgestoßen hat. Weferting ist demnach die Siedlung des Welafrid, eines freien  und adeligen Mannes, die wohl im 12. Jahrhundert unter der Grund- und Landesherrschaft des Hochstifts Passau kam.

 

Die Siedlung Weferting hat sich im Verlauf des hohen Mittelalters gut entwickelt; mangels Quellen lassen sich nur die Ergebnisse aufreißen: Im 12. Jahrhundert hat der Ort weitverzweigte Verbindungen, im 13. Jahrhundert bestand der Ort aus mindestens vier Anwesen, die dem Hochstift Passau entfremdet wurden[5]; in der Folge wurden die Grund- sowie die Gerichtsherrschaft zerteilt; das Hochstift behielt die Landesherrschaft. Eines der Güter zu Weferting kam an das Stift Osterhofen (Grundherrschaft)[6]. Ein anderes stand unter der Grundherrschaft den Grafen von Hals[7], die hier eine bedeutende Rolle spielten und auch die Vogtei über das Osterhofener Gut ausübten[8]; diese beiden Anwesen kamen unter die Gerichtsherrschaft des herzoglich-bayerischen Landgericht Hals. Drei weitere Güter standen unter der Gerichtsherrschaft der Fürstbischöfe von Passau, wobei die Grundherrschaft beim Domkapitel bzw. bei den Schwarzensteinern von der Englburg (zwei Anwesen) lag[9]. Weferting gehörte damit einesteils zum Amt Rathsmannsdorf des Landgerichts Oberhaus des Hochstifts Passau und andernteils zur Obmannschaft Weferting im Amt Kirchberg des Landgerichts Hals im Herzog-/Kurfürstentum Bayern. Aus dieser Situation konnte Weferting über die Jahrhunderte hinweg nichts anderes sein als eine von der Landwirtschaft geprägte Siedlung im Dienste konkurrierender oder gar verfeindeter Grund-, Gerichts- und Landesherren[10].

 

Zersplitterung und Überschneidung, beginnend bei der Grundherrschaft, über die Vogtei- und Gerichtsherrschaft, gipfelnd in der Landesherrschaft, sind Kennzeichen und Grundproblem der Geschichte des Aichaer Raumes bis zur Epoche der Säkularisation um 1800. Die Grenze zwischen den oft miteinander verfeindeten Staaten Herzog-/Kurfürstentum Bayern und Fürstbistum Passau behinderte die Region auf ihrem Weg durch Mittelalter und Frühe Neuzeit bis zum Beginn der Moderne. Dies gilt ganz besonders für den Grenzort Weferting; nur mit diesem Ort und seiner Mark stößt das Hochstift über die Gaißa nach Norden vor, wie ein Dorn, denn in dieser Gegend war die Gaißa die Nordgrenze des Hochstifts. Dessen Entwicklung im 19. Jahrhundert zeigt die langandauernde Wirkung der Zerspaltung; 1828 zählte das Dorf erst acht Anwesen und 44 Einwohner; 1867 neun Anwesen und 48 Einwohner; 1914 immerhin 11 Anwesen und 76 Einwohner; bis 1934 hatte das Dorf eine eigene Filialschule eingerichtet und war auf 16 Anwesen und 95 Einwohner angewachsen; nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich das Wachstum weiter fort.

 

Örtliche Identität und Gemeinschaft entstand und entsteht angesichts solcher politischer Gegebenheiten durch die Schaffung kommunaler Institutionen und kirchliche Gemeindebildung. Dies gilt auch für Weferting. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich im Zusammenhang des gerade aufgezeigten Wachstums, aber gegen viele Widerstände, um die Filialschule eine Filialkirchengemeinde Weferting. Deren Mittelpunkt ist die ab 1947 als Schulkirche errichtete Filialkirche St. Leonhard und Pius X., die 1954 zur Filialkirche des neuen Filialsprengels Weferting der Pfarrei Aicha vorm Wald bestimmt wurde.

 

 

 

 

Bibliographie

 

Ungedruckte Quellen:

 

BHStA München, Kloster Aldersbach, AA 1.

Online erreichbar unter: https://www.alderspach.de/kad/kad.html

 

 

Gedruckte Quellen und Literatur

 

25 Jahre Filialkirche Weferting [Festschrift] (Weferting 1979).

 

Festschrift zur 1000-Jahr-Feier Aicha vorm Wald (Aicha vorm Wald 1972).

 

Glück Alexander: Die ältesten Ortsnamen im nördlichen Altlandkreis Passau. Phil. Diss. München, Ludwig-Maximilians-Universität 2010.

 

Historischer Atlas von Bayern. I: Altbayern 45: Grafenau. Die Gerichte Bärnstein, Dießenstein und Hals, bearb. v. Jungmann-Stadler Franziska (München 1992).

 

Historischer Atlas von Bayern. I: Altbayern 35: Passau. Das Hochstift, bearb. v. Veit Ludwig  (München 1978).

 

Lickleder Hermann: Das Prämonstratenserstift Osterhofen im Spätmittelalter. Urbar- und Kopialbuch 1440. Studien zur Rechts-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte = Deggendorfer Geschichtsblätter 9 (1988).

 

Die Passauer Urbare, 3 Bde., bearb. v. Maidhof Adam = Veröffentlichungen des Instituts für Ostbairische Heimatforschung in Passau 1; 17; 19 (Passau: Verein für Ostbairische Heimatforschung 1933-1939).

 

Rose Klaus: 1000 Jahre Hofmark Aicha v. W., in: Heimatglocken 1972, H. 9.

 

Das älteste Salbuch der Grafschaft Hals. Edition und Analyse, bearb. v. Wagner Wolfgang =  Neue Veröffentlichungen des Instituts für Ostbairische Heimatforschung der Universität Passau 50 (Passau 2003).

 

Schrüfer Norbert: Die Herrschaft Saldenburg im späten Mittelalter. Das Saldenburger Stiftsbuch aus dem Jahre 1472 (Grafenau 1994).

 

Die Traditionen des Hochstifts Passau, bearb. v. Heuwieser Max  = Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte NF 6 (München 1930; ND: Aalen 2. Neudruck 1988).

 

Die Urkunden und das älteste Urbar des Stiftes Osterhofen, bearb. v. Gruber Hans = Quellen und Erörterungen zur bayerischen Geschichte NF 33 (München 1985).

 

 

 



[1] BHStA München, Kloster Aldersbach, AA 1 (ältere Signatur: KL 1), f.  27v; dazu s. Glück: Ortsnamen, 130f. Darin wird Weferting nur als Herkunftsort verzeichnet; das Kloster Aldersbach hat dort keinen Besitz.

[2] Passauer Urbare, I, 65, Anm.  541.

[3] Urkunden Osterhofen, 308, Nr. 1375; zur Datierung: ebda. 47*-49*.

[4] Traditionen Passau, 562, unter „Uuelafrid/Uuolafrid“ (zwei Belege für das 9./10. Jahrhundert; dort 45, Nr. 53; 76, Nr. 89).

[5] Passauer Urbare, I, 65, Anm.  541.

[6] Urkunden Osterhofen, 308, Nr. 1375; 391, Nr. 2991; weiter: Lickleder: Prämonstratenserstift, 68f., Nr. 141.

[7]  Salbuch Hals, 205, Nr. 74a; zum Stand im 15. Jahrhundert s. a. Stiftbuch Saldenburg, 33; 56 zum Zehnt.

[8] Salbuch Hals, 205f., Nr. 74b.

[9]  Historischer Atlas Passau, 160; Historischer Atlas Grafenau, 225.

Besiedlung des Gebiets um Weferting auf Basis Gründungsausstattung des Klosters Osterhofen, Quelle: BayernAtlas, Eigene Zeichnung
Besiedlung des Gebiets um Weferting auf Basis Gründungsausstattung des Klosters Osterhofen, Quelle: BayernAtlas, Eigene Zeichnung