Der Wassergang (Kanat) PA_HZ_02_Geiersberg

Der Wassergang PA_HZ_02_Geiersberg ist von Manfred Stolper in „Der Erdstall“ im Kurzinventar beschrieben[1] [2]. Er bezeichnet den Gang dabei als Erdstall.

Geiersberg ist besonders bemerkenswert.

Dr. Spitzlberger hat den 1978 entdeckten Wassergang 1980 in einem ausführlichen Bericht in der ganz frühen Phase der niederbayerischen Erdstallforschung als „Erdstall“ bezeichnet[3]

Im Erdstallkataster, in dem, so gut das abzugrenzen ist, nur „echte“ Erdställe aufgeführt und beschrieben werden, ist der Wassergang Geiersberg mitbeschrieben, weil der Wassergang im Denkmalatlas als „Spätmittelalterlich-frühneuzeitlicher Erdstall oder Wassergang“ gelistet ist.

Christel Schätzel hat, das ist eine interessante Arbeit, in „Der Erdstall“ „Anmerkung der Redaktion ....Anlagen überprüft, die vor Jahren veröffentlicht wurden[4]“

Dabei hat Frau Schätzle bereits angemerkt „...Der unterirdische Gang dürfte kein Erdstall, sondern ein Wasserstollen sein“.

2019 haben Georg Schurm und ich Geiersberg besichtigt. Auch wir kamen zur Erkenntnis, dass Geiersberg kein Erdstall sondern ein Wassergang (Kanat) ist.

Geschichte 

Geiersberg ist von Prof. Dr. Haversath eindeutig als hochmittelalterlich identifiziert.[5]

Unter Liquidationsplan Oberneureuth steht „Geiersberg HA W2“. Die Bezeichnung ist unter der Überschrift „8.2 Formaltypologische Einordnung von Gruppensiedlungen und Einzelhöfen des hochmittelalterlichen Siedlungsraumes“ genauer beschrieben:

HA     Hofackerflur

W2  Weiler mit 2 Hofstellen

Das Böhmannhaus ist eindeutig nicht der hochmittelalterlichen Besiedlung zuzuordnen und vermutlich erst in der Neuzeit aus der mittelalterlichen Siedlungsstruktur herausgebrochen worden Viele der Wassergänge im Bayerischen Wald sind erst im 19. Jahrhundert entstanden.

Der Erdstall 

Es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht um einen Erdstall, sondern um einen Wassergang. Die Quellfassungen finden wir im Bayerischen Wald an vielen Stellen.

Der Wassergang PA_HZ_02_Geiersberg ist im Bayern-Atlas mit Denkmaldaten, Stand 11_22 unter  D-2-7347-0102 „Spätmittelalterlich-frühneuzeitlicher Erdstall oder Wassergang“ erfasst.

Bisher sind bei den Recherchen zur Betrachtung denkmalschutzrechtlicher Belange von Erdställen lediglich zwei Wassergänge gefunden worden, die unter Denkmalschutz gestellt sind. Nach den Erkenntnissen aus den Untersuchungen zu Erdställen gäbe es zig derartige Gänge im Bayerischen Wald, die nicht unter Denkmalschutz stehen.

Die Bezeichnung „Spätmittelalterlich-frühneuzeitlicher Erdstall“ ist geschichtlich falsch.

Nikolaus Arndt

Im Januar 2023