Ort |
Neuessing |
Gemeinde | Aicha v.W. |
Kataster-Nr. | PA_AvW_02 |
Literaturhinweise | |
Erforschung | Stolper, Arndt |
Koordinaten | 48.68884, 13.33085 |
Kategorie | Erdstall sicher |
Haversath, Heft 14 | außerhalb des Untersuchungsgebiets |
Fotos | |
Grundriss: |
Der Erdstall Neusessing, Gde. Aicha vorm Wald
Auf den Erdstall Neusessing gibt von Manfred Stolper in „Der Erdstall“ im Kurzinventar der Erdställe im Landkreis Passau einen knappen Hinweis [1].
Zusätzlich findet man im Archiv Stolper eine Kurzbeschreibung mit dem Hinweis „zerstört“. Zusätzlich die Angabe einer Flurnummer.
Erdkundung 2018
Im Rahmen der Recherchen zum Erdstallkataster für den Landkreis Passau. Bin ich zum Anwesen mit der genannten Flurnummer hingefahren. Die Seniorin im Haus gab mir die Auskunft, dass ihr im Anwesen nichts von einem unterirdischen Gang o.ä. bekannt ist. Aber: „Drenterhoi da Stroß, beim Richta, hob i g`heat, soi wos sei“
Sofort die Fährte aufgenommen bin ich zum Nachbarn gegenüber. Der Hauseigentümer musste weg, hat mir aber gesagt, dass es da ein Loch gibt, wo sie als Kinder oft drunten waren. „Darfst es anschauen, pass auf, da sind Glasscherben drunten“. Ich traute meinen Augen nicht. Im Kellerboden an der Innenwand ein halbrundes Loch. Einige Zeit später durften Christina Morgner, Udo Tolksdorf und ich wieder in den Keller. Das Einstiegsloch extrem eng, Christina als erste runter. Ein hoch interessantes Erdstallfragment. Der BR hat eine kurze Filmsequenz gedreht.
Die Erkundung 2022
Der Eigentümer ist sehr aufgeschlossen und interessiert. Ein Team von sehr erfahrenen Forscherkollegen um Dieter Ahlborn, Fred Baierl, Josef Weichenberger besichtigte im Juli 2022 das Erdstallfragment. Gemeinsam stellten wir fest, dass das Erdstallfragment in Verbindung mit dem Keller, der vom Grundriss her nur bedingt zum Wohnhaus passt unbedingt vermessungstechnisch, am besten mit einem kleinformatigen Laserscanner aufgenommen werden sollte.
Geschichte
Neusessing liegt außerhalb des Bearbeitungsgebiets Heft 14, Dr. Haversath
Dem Historischen Atlas von Bayern, Landkreis Vilshofen, ist zu entnehmen, dass Neusessing hochmittelalterlich ist.[2] Der Auszug aus der Arbeit von Frau Dr. Jungmann-Stadler zeigt eine Reihe von Orten, bei denen ein Erdstall nachgewiesen ist, zumindest unter „unsicher“ eingestuft ist.
Der Erdstall
Der Erdstall Neusessing ist ein Fragment. Er ist beim Einstieg vom Keller her nicht komplett. Er wurde dort vermutlich bei Kellerbau angeschnitten und blieb über das Einstiegsloch zugänglich. An einer weiteren Stelle zum Keller hin ist der Erdstall mit einem großen Steinblock verschlossen.
Drei Besonderheiten:
1. An der Wand zur Schlusskammer mit Sitznische ist ein schön ausgeformtes Kreuz eingraviert. Ob das bei der Entstehung oder in einer späteren Phase dort platziert wurde ist nicht bekannt. Ein sehr ähnliches Kreuz ist Gaweinstal in Österreich in der Wand eines Erdstalls entdeckt worden [3]
Anmerkung:
Auf der Website sind, sehr strukturiert, umfangreiche Informationen zum Erdstall Gaweinstal und allgemein zu Erdställen zu finden.
2. Irgendwann hat jemand ein kreisrundes Loch etwa 10 cm im Durchmesser und 3 cm in der Tiefe in den Gneiszersatz gebohrt. Dem Eigentümer ist nicht bekannt, dass da jemand aus archäologischer Überlegung heraus eine Probeentnahme gemacht hat. Es kann auch sein, dass die spielenden Buben mit einer Konservenbüchse das Material rausgebohrt haben
3. Große Teile der Oberfläche im Erdstallfragment schauen aus, als wären sie pigmentiert. Dies könnte gegebenenfalls mit einer Probe aus dem Oberflächenmaterial festgestellt werden
Der Erdstall PA_AvW_02 Neusessing ist im Bayern-Atlas mit Denkmaldaten, Stand 11_22 nicht erfasst. Die Entdeckung wurde dem BLfD 2018 unverzüglich gemeldet
Nikolaus Arndt
Im November 2022
[1] Der Erdstall, 17/56, Manfred Stolper, 1991
[2] Historischer Atlas von Bayern, Landkreis Vilshofen S.25-S.28; Jungmann-Stadler , 1972
[3] http://erdstall.net , Erdställe in Gaweinstal –Weinviertel – Niederösterreich => Kammer Nord
Zur historischen Einordnung von Neuessing
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