Ort |
Lindenthal |
Gemeinde | Passau |
Kataster-Nr. | PA_PA_03 |
Literaturhinweise | |
Erforschung | |
Koordinaten | 48.56531, 13.46679 |
Kategorie | Erdstall nicht sicher |
Haversath, Heft 14 | nicht relevant, da rechts der Donau |
Fotos | |
Grundriss: |
Der Erdstall Passau-Lindenthal, Stadt Passau
Der Erdstall Passau-Lindenthal ist im Kurzinventar von Manfred Stolper in „Der Erdstall“ nicht beschrieben.
Ein Forscherkollege gab mir 2019 einen Hinweis auf einen „Erdstall“ in Passau Innstadt. Interessant ist, dass dieser „Erdstall“, obwohl als Bodendenkmal in der Liste des BLfD enthalten, im Erdstallregister bisher kein Erdstall in Passau-Innstadt zu finden ist.
Im Rahmen der Recherche zu den in den Bodendenkmaldaten aufgeführten Erdställen in Bayern werden sämtliche Listenauszüge im Denkmalatlas 2.0 einzeln für jeden Ort zum Stichwort „Erdstall“ untersucht und die Fundstellen im Erdstallregister aufgenommen.
Bei der Durchsuchung der Denkmalliste Passau (Stadt) ist mir neben dem bekannten Erdstall Mühlfelden aufgefallen:
D-2-7446-0006 „Erdstall des späten Mittelalters oder der frühen Neuzeit.“
Obwohl es im Denkmalatlas keine Suchfunktionen gibt, konnte der „Erdstall“ in der Innstadt gefunden werden. Mit diesen Informationen ausgestattet konnte ich den Namen des Hausbesitzers in Erfahrung bringen. 2019 hatte ich einen mehr als zweistündigen Ortstermin. Ich konnte den Gang in aller Ruhe besichtigen. Was aber eine wohl einmalige Situation darstellt: Es existiert ein „Baugeschichtliches Gutachten“.
Im Rahmen eines Nachbarschaftsstreits wurde das Büro für Burgenforschung Dr. Joachim Zeune durch das Oberlandesgericht München im Oktober 1998 mit der Erstellung eines Gutachtens zur Baugeschichte eines Kellers beauftragt.
Nach bisherigem Wissensstand ist es das einzige Gerichtsgutachten zu einem, in der Ausarbeitung als“Erdstall“ bezeichneten unterirdischen Gang, dessen Ausbildung mit einem Erdstall in Verbindung gebracht wird.
Das sehr umfangreiche Gutachten liegt vor.
Im Rahmen dieses Erdstallkatasters wird nicht detailliert auf das Gutachten eingegangen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass das Gutachten den Begriff „Erdstall“ nicht so verwendet, wie es nach den aktuellen Erkenntnissen richtig wäre.
Insbesondere die Zeitstellung in der Zusammenfassung ist völlig falsch:
„Zusammenfassend lässt sich aussagen, dass der Felsgang aus Sicht des Gutachters zweifelsfrei älter ist als das bestehende Haus. Er ist mit hoher Wahrscheinlichkeit das Relikt eines größeren Erdstalls. Wann dieser angelegt wurde, kann nicht präzise und sicher beantwortet werden, doch scheint eine Entstehung im Dreißigjährigen Krieg sehr plausibel.“[1]
Anmerkung:
Der Dreißigjährige Krieg dauerte von 1618 bis 1648. Erdställe sind im Hochmittelalter (1.050 bis 1.250) im Zuge der Erstbesiedlung bzw. Nachverdichtung der Siedlungsstruktur entstanden.
Geschichte
Lindenthal liegt außerhalb des Bearbeitungsgebiets Heft 14, Dr. Haversath
Es wäre hilfreich, die Siedlungsgenese von Passau-Innstadt, insbesondere für das Lindenthal zu untersuchen. Ist das Lindenthal wie in der in der Historischen Karte, ca. 1830, dargestellt, bereits im Hochmittelalter, in der dort gezeichneten Siedlungsstruktur, entstanden?
Der Erdstall
Der unterirdische Gang, der sehr ungewöhnlich ist, ist in seinem Bestand gesichert. Er weist ganz ungewöhnliche Merkmale auf, insbesondere angedeutete Verschlusssysteme. Es handelt sich, wenn überhaupt, um ein erweitertes Fragment eines hochmittelalterlichen Erdstalls. Allerdings fällt das Objekt im Vergleich zu genauer untersuchten „echten“ Erdställen, zumindest was Bayern betrifft, völlig aus dem Rahmen.
Der Gang ist im Denkmalatlas unter D-2-7446-0006 als „Erdstalll des späten Mittelalters oder der frühen Neuzeit“ geführt. Diese Bezeichnung ist nicht haltbar.
Nikolaus Arndt
Im Dezember 2022
[1] Büro für Burgenforschung, Gutachten für OLG München, 28.12.1998, S. 31