Ort |
Bergham |
Gemeinde | Beutelsbach |
Kataster-Nr. | PA_BE_01 |
Literaturhinweise | Der Erdstall Heft 7/103, 17,57, |
Erforschung | Schwarzfischer, Stolper, Hartman A., Panazer S. 40, Bayerl, Köstler S 133, Arndt, Ahlborn, Das Archäologische Jahr |
Koordinaten | 48.56004, 13.13399 |
Kategorie | Erdstall sicher |
Haversath, Heft 14 | nicht relevant, das rechts der Donau |
Fotos | |
Grundriss: |
Bergham
ist ein Weiler mit 4 Häusern 1/4 Stund nord-östlich von Beutellsbach auf der Höhe jenes Hügels gelegen, an dessen nord-westlichen Fuß Langenbruck liegt.
Die Hausnamen sind:
1. Demel 1/8 Hof
2. Jager 1/4 Hof
3. Prims 1/2 Hof
4. Stimpfl 1/4 Hof
Diese vier Güter hatten vier verschiedene Grund u. Gerichts-herren. Das Jagerbauerngut, das in alten Saalbüchern Jakobbauerngut und Jacklbauerngut genannt und als
ein Viertelhof bezeichnet wird gehörte unter die Grundherrschaft des Klosters Osterhofen, aber unter die Gerichtsbarkeit der Herrschaft Haidenburg. Das Primbsengut 1/2 Hof war grundbar zum
Kloster ? und vogt u. gerichtsbar zum Schloss Hilgartsberg Bekennenswert ist ein vom Keller des „Prims“ zu Bergham ausgehender unterirdischer Gang. Derselbe ist nicht gemauert, sondern nur
ausgegraben. 5 Fuß hoch etwa 2 1/2 Fuß breit, an den Seiten streckenweis mit Nischen versehen, in den offenbar einst Lampen gebrannt haben. Der Gang führt in die Richtung gegen Bruck fort ist
auch schon auf eine lange Strecke durchgangen worden, doch niemals ganz, daher man nicht weiß, wohin er führt, oder wo u. wie er endet.
Vielleicht war Bergham einst einer jener befestigten Zufluchtsorte, in denen die Landleute bei feindlichen Einfällen Schutz suchten, u. jener Gang für die Eingeweihten ein sicherer Aus- u.
Eingang?
Übrigens mangele aus über Bergham geschichtliche Nachrichten gänzlich.
Quelle?
Ausführliche Beschreibung
Der Erdstall Bergham – über Joseph Pamler, Dr. Michael Bayerl und die Öffnung 2012
Erdställe haben manchmal ihre eigene Erzählgeschichte. Der Gang bei der Primbs`n Mare ist bei den „Beilspeggan“, den Leuten aus der Gegend irgendwie bekannt. Er soll vom Primbs`n-Hof runterführen nach Langenbruck. Einige Burschen sollen vor Jahrzehnten da drin gewesen sein. Thomas Huber ist der Eigentümer. Er hat, weil junge Beutelsbacher zur Zeiten der Voreigentümerin im unterirdischen Gang nach einem Schatz gesucht haben, lange keine Erlaubnis gegeben eine Genehmigung bei der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Passau einzuholen. Den Zugang im Kartoffelkeller hat er mir gezeigt und damit den Forschergeist angestachelt.
Geschichte
In dem Buch „Putilespah“ von Hubert Kalhammer ist die Pamlerchronik nicht erwähnt. Kalhammer kannte die Chronik nicht. Allerdings ist auf S. 74 vermerkt:
„½ Primbs Kloster St. Nikola...“
Monumenta Boica 4 S. 295 => ... in Perchaim duas Hubas..
Ohne das ganz exakt überprüfen zu können, ist davon auszugehen, dass in Bergham zwei Huben 1170 zur Gründungsausstattung des Klosters St. Nikola zu Passau gehörten. Ebenso wie die Kirche von Aidenbach..
„Das älteste Salbuch der Grafschaft Hals“
S.149 Bergham 1 Hube; Urbar 489 Perghaim ..item der Haintzl Khrondl..
„Die Urkunden und das älteste Urbau des Stiftes Osterhofen“ Urbar 930..
Zusammengefasst ist zu erkennen, dass Bergham im Hochmittelalter vor 1170 entstanden sein muss. Siedlungsgenetisch lassen die vier Höhe eindeutig eine systematische Dreifelderstruktur erkennen.
Die Pamler-Chronik
Die Suche nach den größtenteils verschollenen Chroniken des Joseph Pamler hatte Erfolg. Zuerst kam zur Pfarrei Beutelsbach eine Abschrift, dann die Originalchronik zum Vorschein. Dazu später.
Joseph Pamler hat ca. 1856 notiert:
„Bemerkenswert ist ein vom Keller des Primbs ausgehender Gang, derselbe ist nicht gemauert, sondern ausgegraben, 5 Fuß hoch 21/2 Fuß breit, an den Seiten streckenweiß mit Nischen versehen, in denen offenbar einst Lampen gebrannt haben, der Gang führt in der Richtung gegen ruck fort, ist auch schon auf einer langen Strecke durchgangen worden, doch niemals ganz, weshalb man über sein Ende nichts Bestimmtes weiß. ....“
Der Erdstall
Im November 2012 durften wir einige Schubkarren Material ausräumen. Zum ersten Mal durften Erdstallforscher das Gangsystem anschauen und dokumentieren. Meinten wir!
Denn Dr. Michael Bayerl aus Aidenbach war vorher da!
Im Erdstallregister gibt es für Bergham einen Hinweis auf „Bayerl“. Erst im Juli 2022 konnte die Quelle explizit ausfindig gemacht werden. Hinter „Bayerl“ verbirgt sich ein „Dr. Michael Bayerl, praktischer Arzt aus Aidenbach“. Als Erdstallforscher bisher völlig unbekannt. 1900 machte Bayerl bemerkenswerte Beschreibungen von vier Gangsystemen in Bergham (Gde. Beutelsbach, Lkr. Passau),Wenig (Stadt Bad Griesbach, Lkr. Passau), Hötzenham (Gde. Haarbach, Lkr. Passau) und Berg (Gde. Roßbach, Lkr. Rottal-Inn). Zu den Orten, außer Bergham, wird im Erdstallkataster an anderer Stelle berichtet. Das ganz Besondere an der Arbeit von Dr. Bayerl sind zum einen die präzisen Formulierungen, zum anderen sind es Zeichnungen von hoher Qualität. Die Zeichnungen sind von stud. arch. Josef Wenninger lt. Hinweis im Text 1883 gefertigt worden. Dr. Bayerl und Wenninger waren im Erdstall. Wenninger, Sohn des Maurermeisters Josef Wenninger aus Aidenbach, ist 1862 geboren. Bisher konnten keine weiteren Lebensdaten von ihm gefunden werden. Dr. Michael Bayerl war über einen längeren Zeitraum praktischer Arzt im Markt Aidenbach. Seine interessante Lebensgeschichte wird separat dargestellt.
Ohne die Zeichnung vom Primbsenhof zu kennen wurde 2012 vom Gang eine Skizze angefertigt. Es hat sich zweifelsfrei bestätigt, dass wir einen Erdstall „entdeckt“ haben. Ein fragmentarischer Teil eines in der Gesamtheit deutlich weitläufigeren Gangsystems. Zweifelsfrei beim Anbau des später errichteten Kellers angeschnitten. Eine Luke als Einstieg wurde in die Kellerwand eingebaut. Und dann der Vergleich mit der Skizze von Josef Wenninger, 140 Jahre vorher. Der Erdstall war noch wesentlich weitläufiger, hatte einen Rundgang. Die französischen Forscherkollegen bezeichnen solche Gänge als „souterrains anullaires medieveaux “. Außerdem ein weiteres Gangteil. Dieses ist im Laufe der Zeit weggegraben worden. Ein extrem enger Schlupf.
Denkmalschutz
Irgendwann hat man den Erdstall unter Denkmalschutz gestellt. Welche Kriterien das hervorgerufen haben ist nicht festzustellen. D-2-7444-0178. Über Bodendenkmäler Gemeinde Beutelsbach nicht direkt zu finden. Es gibt keine Suchfunktion. „Spätmittelalterlich- /frühneuzeitlicher Erdstall“ Erdställe sind im Hochmittelalter entstanden. Zeitlich vor Errichtung der Anwesen . Bautechnisch ergäbe alles andere keine praktische Bausubstanz. Unerklärlich, weshalb ohne jegliche historische, siedlungsgenetische und bautechnische Grundlage gerade in Niederbayern eine Vielzahl von Erdställen durch die Unteren Denkmalschutzbehörden bzw. das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege mit dem Annex „spätmittelalterlich- /frühneuzeitlich“ ausgestattet werden.
Der Primbsenhof muss an der Stelle, wo Haus und Hof stehen, vor 1170 n. Chr., also im Hochmittelalter entstanden sein. Da hat sich über 800 Jahre nichts verändert. Die Lage ist in der Historischen Karte von ca. 1828 zweifelsfrei erkennbar.
Fazit:
Der Erdstall Bergham, Gde. Beutelsbach, ist im Landkreis Passau einer der wenigen, die mit Sicherheit nachgewiesen sind. Erfreulich sind die erst 2022 gefundenen Zeichnungen aus dem Jahr 1883, die ein größeres Ausmaß als 2012 dokumentiert zeigen.
Nikolaus Arndt
Oktober 2022
Nikolaus Arndt |
Aldersbach |
Arbeitskreis für Erdstallforschung Wolfgang-Marius-Str. 8 |
94501 Aldersbach |
Bergham Gde. Beutelsbach Hausname „Prims“ Unterirdischer Gang - Erdstall Erkundung am 17.11.2012 von 10.00 Uhr-15.00 Uhr |
Teilnehmer: |
Thomas Huber (Eigentümer) Josef Huber H. Gschlößl (Archäologie-Bayern – Herausgeber) Arbeitskreis für Erdstallforschung: Dieter Ahlborn (Vorsitzender) Nikolaus Arndt |
Monika Huber
Franz Huber |
Vorgeschichte: |
Durch einen Hinweis in der bisher nicht veröffentlichten „Chronik der Pfarrei Beutelsbach von Joseph Pamler aus dem Jahr 1855“ wurde der Arbeitskreis auf einen unterirdischen Gang in Bergham Gde. Beutelsbach Landkreis Passau aufmerksam. Diesem Hinweis nachgehend wurde dem Arbeitskreis durch den Eigentümer Thomas Huber die Erlaubnis erteilt , weitere Schritte einzuleiten. Im Sommer 2011 gab es eine erste Besichtigung durch den Arbeitskreis. Der Zugang zum Erdstall befindet sich in einem Nebenkeller des denkmalgeschützten Bauernhauses. |
Der Gang ist in den recht harten Mergelschichten, welche entlang des Tales des Beutelsbaches angeschnitten werden abgeteuft. |
Der gemauerte Zugang war durch einen Versturz aus dem Auffüllbereich des Kellers mit neuzeitlichem Schutt verschlossen. Dies ist erst vor etwa 2-3 Jahren geschehen. Nikolaus Arndt , Mitglied im Arbeitskreis, hatte noch vor etwa 6 Jahren tiefer in den Gang hineinsehen können. Eine Erkundung fand damals nicht statt. Es war nicht bekannt, ob und wie weit der Gang vorher bereits untersucht war. Schriftliche Aufzeichnungen und Fotos sind nicht vorhanden. |
Der Eigentümer selber meinte, dass bevor er den Hof übernahm, etwa vor 20 Jahren ein Beutelsbacher in den Gang eingestiegen war. |
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Mit Zustimmung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (Dr. Hubert Koch) und die Untere Denkmalschutzbehörde des Landkreises Passau (H.Wandling) wurde durch den Arbeitskreis für Erdstallforschung unter Leitung des Vorsitzenden Dieter Ahlborn eine Erkundung durchgeführt. |
Zu Beginn der Erkundung am 17.11.2012 erzählte uns der Bruder des Eigentümers, Josef Huber, dass er vor etwa 18 Jahren schon mal ein Stück in den Gang hineingestiegen war. Er berichtete auch von einem runden Schlupf. Der Schutt, der durch die Garagenüberbauung vor dem Eingang des Erdstalles herabgefallen war, wurde ausgeräumt. Es handelt sich dabei um eine Mischverfüllung, welche auch neuzeitliche Metallnägel und neuere Topfscherben und Glasscherben enthielt. Die Fundgegenstände wurden auf dem Tisch im Kellerraum ausgelegt. Nach dem Ausräumen kam der Gang zum Vorschein. Nikolaus Arndt kann sich erinnern, dass das Gangstück vor etwa 6 Jahren ähnlich ausgeschaut hatte. Der Gang weist nur an wenigen Stellen das komplette Profil der Decke und Seitenflächen auf. Die Sohle ist nicht offen, da an vielen Stellen die Firste in Teilbereichen heruntergefallen ist. Dies dürfte passiert sein, weil vor einigen Jahren auf etwa 2,5 m das Gebäude oberhalb der Kellerdecke nach Westen verlängert wurde und dabei nach Angabe des Eigentümers stärkere Erschütterungen (z.B. Rütteln des Betons) in den Untergrund gelangten. Außerdem liegt der Gang oberhalb des Schlupfes lediglich mit einer Firstüberdeckung von etwa 1 m unter Gelände. Das Gelände außerhalb wurde um ca. 1 m für einigen Jahren abgetragen |
Der Gang weist typische Profile eines Erdstalls auf. Er hat 2 (evtl.3) sog. Licht- oder Tastnischen und einen schönen senkrechten leicht ovalen Schlupf nach oben mit Durchmesser 36cm-39cm . Der Schlupf ist damit außergewöhnlich eng, aber im aus anderen Erdställen bekannten Lichtmaß. Bei dem erkundeten und provisorisch aufgemessenen Teil handelt es sich vermutlich um ein kleineres Erdstallfragment. Der Erdstall dürfte weiter nach Osten unter das Hauptgebäude und nach Westen gegen die Anhöhe verlaufen sein. |
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In Abstimmung mit dem BLFD und H. Wandling beabsichtigt der Arbeitskreis für Erdstallforschung die vorhandenen Profile frei zu legen. Es ist nicht zu erwarten a) wegen der Fundleere primärer Erdställe und b) einer Befahrung ohne Aufzeichnungen in den letzten Jahren und Jahrzehnten (Jahrhunderten) |
wesentliche Funde im Sohlbereich festzustellen. |
Die Lage des Gangs in Relation zum Bestandgebäude soll aufgenommen werden. Bei einer genaueren Untersuchung sollen insbesondere auch die noch leicht sichtbaren Hauspuren (Arbeitsrichtung) untersucht werden und die Größen der Nischen exakt eingemessen werden. |
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Die Erdställe insbesondere auch hier (Unterholzen Gde. Beutelsbach, Bergham und Buchenöd bei Aidenbach), sind von ihrer Bestimmung, der zeitlichen Einordnung und der Siedlungsgeschichte her nach wie vor rätselhaft. Ob der vermutete (ebenfalls bei Pamler beschriebene) 4. Standort eines Erdstalls Karling Gde. Aidenbach in direkter Sichtverbindung (z.B. zu Buchenöd war ), wird geprüft. Interessant ist, dass die 3 erstgenannten Gänge fast in einem gleichschenkligen Dreieck mit Seitenlänge ca. 2,5 km gegenseitig sichtbar liegen. Nach Untersuchungen (C 14, Dendrochronologie) in vergleichbaren Erdställen in Bayern und Österreich ist davon auszugehen, dass die Erdställe etwa vor 1000 Jahren gegraben wurden. |
Die ersten Nennungen der Orte sind nicht vor dem 12.Jahrhundert. Die Quellenlage ist aber bekanntlich vor den Klostergründungen (z.B. Aldersbach, Fürstenzell, Osterhofen) in diesem Gebiet recht spärlich. Es ist also zu folgern, dass eine Besiedlung der 3-4 Orte etwa zur gleichen Zeit etwa vor 1000 Jahren gegeben war. |
Die Quellenlage wird detailliert aufgearbeitet. |
Nikolaus Arndt |
18.11.2012 |