Unterholzen / Beutelsbach

Ort

Unterholzen
Gemeinde Beutelsbach
Kataster-Nr. PA_BE_03
Literaturhinweise 26/5
Erforschung Wasmeier, Arndt
Koordinaten 48.54781, 13.10513
Kategorie Erdstall sicher
Haversath, Heft 14 nicht relevant, das rechts der Donau
Fotos Zeitung ? 
Grundriss:  siehe Der Erdstall, Heft 4/10
Video: https://www.youtube.com/watch?v=fUN243CU_vA

Der Erdstall Unterholzen- eine unglaubliche Geschichte

 

Alles was mit Geschichte und Bauwerken zu tun hat ist interessant.  Ich war seit 2004 auf Großprojekten außerhalb Europas tätig. Mein Schwiegervater, Hermann Amann aus Aidenbach, erzählte mir beim Aufenthalt in Aldersbach beiläufig, dass es beim Wasmeier Sepp, Hofmeister von Unterholzen, einen unterirdischen Gang gibt. „Den haben die Einheimischen vor einiger Zeit entdeckt. Man hat einen Kanalschacht gemauert und man kann runtersteigen. Habe runtergeschaut. Das Loch ist dort, wo mal das Schloss Hinterholzen gestanden haben soll. Du darfst, wenn Du mal wieder da bist runtersteigen.“ Gesagt, getan. 

Quelle: Wening, ca. 1700 n.Chr.
Quelle: Wening, ca. 1700 n.Chr.

Beim nächsten Urlaub zuhause  2008 bin ich zum Wasmeier Sepp hin und runtergestiegen. Mir war sofort klar, dass das ganz was Ungewöhnliches ist. Überall größere und kleinere Nischen, Röhren nach unten, alles geschwungen. Die Nischen, hier ganz deutlich ausgebildet werden im Fachjargon auch Wächternischen genannt. Saßen hier fiktiv die Erzengel, die aufpassten, dass niemand in der falschen Ebene sich bewegte? Am Ende die Möglichkeit über eine Art Rundgang wieder zum Anfang zu kommen. Die Gänge im Fuchssand, offiziell „Sand der Süßwassermolasse“. Der Wasmeier Sepp nannte den Begriff „Erdstall“, gab mir stolz den Ausschnitt aus einer Veröffentlichung, hatte den Bericht ja selber verfasst.

„Gefunden haben wir den Gang, es gab keine vorhergehenden Hinweise, weil der Berger Claus aus Aidenbach mit der Wünschelrute auf dem Gelände rumgegangen ist und gesagt hat, da ist ein Gang drunter! Die jungen Männer haben dort gegraben und wollten, als man 3 Meter tief drunten war aufgeben. Der Berger Claus hat aber immer wieder gesagt, da kommt ein Gang. Und tatsächlich, wir sind in den Gang reingekommen“.

Das war 1997. Zwei Jahre später haben  meine Forscherkollegen Herbert Wimmer und Peter Forster den Gang vermessen und präzise Zeichnungen angefertigt.

Anmerkung zur Wünschelrute:

Die Wünschelruten vom leider früh verstorbenen Claus Berger, ich konnte ihn persönlich nicht kennenlernen, hat mir seine Witwe überlassen. Ebenso wie umfangreiches Karten Material und handschriftliche Aufzeichnungen. Wünschelruten reagieren auch bei mir in den Händen, auf alle möglichen Störungen im Untergrund. Stromleitungen, Wasserleitungen, Mauerreste und alles Mögliche. Dass man mit der Wünschelrute einen Erdstalll findet ist ein unwahrscheinlicher Zufall. Ich kann mir das nur so vorstellen, dass der Wünschelrutengänger, ausgestattet mit einer hohen Sensibilität, beim „Drübergehen“ mit den beiden Metallstäben immer wieder wechselnde Ausschläge erkannt hat. Fest steht, ohne die Penetranz von Claus Berger, dem Forscherdrang des Eigentümers und dem Ehrgeiz der jungen Männer aus Unterholzen wäre dieser höchst interessante Erdstall nicht entdeckt worden.

Kreisarchäologie des Landkreises Passau; BLfD, Bodendenkmalpflege Regensburg; Universität Passau.

Es ist nicht dokumentiert, dass über die Arbeit von Sepp Wasmeier, Peter Forster und Herbert Wimmer hinaus, ein Wissenschaftler einer Universität bzw. eine denkmalpflegerische Institution am und im Erdstall geforscht hat.

Anmerkung zum Zustand

Der Erdstall ist gesichert. Auf privatem Gelände, der Schacht ist mit einem schweren Deckel verschlossen. Der Erdstall sollte aus Sicherheitsgründen und auch zum Schutz vor weiteren Zerstörungen (Abrasion des sehr weichen Sandes beim Rumkriechen) nicht befahren werden. Unterholzen ist der einzige mir bekannte Erdstall, der durch häufiges Kriechen in den Hohlräumen an Substanz verliert. Beim Aushub durch die einheimischen Männer wurden Deckenteile des Gages, die bereits heruntergebrochen waren mit ausgeräumt. Insgesamt besteht im ganzen Erdstall Lebensgefahr. Der Erdstall ist nicht vollständig erhalten. An zwei Seiten sind Einbruchstellen. Ob es noch weitere Schlupfe und Endkammern gibt ist nicht auszuschließen.

3D-Modelle und Laserscan

Christoph Buchner, Graphiker, hat ohne was dafür zu verlangen erstmals ein 3D-Modell mit modernen Hilfsmitteln erstellt. 3D- Modelle von Erdställen hat auch Dr. Unger+  vom ehemaligen Bayerischen Geologischen Landesamt gezeichnet. Ganz ungewöhnliche Arbeiten. Den Erdstall Mühlfelden, Stadt Passau, hat Dr. Unger zusammen mit Prof. Dr. Spitzlberger und Dr. ..... aufgenommen => siehe Erdstall Mühlfelden. Laserscanaufnahmen haben u.a. gemacht Roman Schüßler für Altnussberg, Gde. Geiersthal, Lkr. Regen und Jonathan Hanauska für Münzkirchen, Bezirk Schärding, Oberösterreich.

Geschichte

Die Geschichte von Unterholzen ist unter www.aidenbach.de => Geschichtsprojekt Josef Pamler => Pfarrchroniken => Pfarrei Beutelsbach sehr gut nachzulesen.

Fazit

Die Geschehnisse um den Unterirdischen Gang von Unterholzen haben den Verfasser zur Erdstallforschung gebracht.

 

Nikolaus Arndt

 

Oktober 2022

Quelle: Geoportal Bayern
Quelle: Geoportal Bayern

Karte: Geografische Lage des Erdstalls (Basis Geoportal Bayern, historische Karte)

Bilder

Schnitte und Zeichnungen